Als Prüfärztin im öffentlichen Dienst glücklich geworden

Von der Prüf­ärztin zur Referats­leiterin: Seit mittler­weile neun Jahren arbeitet Katrin Schreiber für die Deutsche Renten­versicherung Mittel­deutsch­land. Ihre Ent­scheidung für den öffent­lichen Dienst hat sie nie bereut.

Katrin Schreiber sitzt an ihrem Schreibtisch. An eine Medizinerin erinnert auf den ersten Blick nichts. Die 46-Jährige trägt keinen weißen Kittel, hat kein Stethoskop um den Hals und auch keine Patientenakte in der Hand.

Einzig das Schild links neben ihrer Bürotür mit der Aufschrift „Prüfärztin K. Schreiber“ verrät ihren beruflichen Hintergrund.

Prüfärztin mit vielfältigen Aufgaben

Katrin Schreiber ist eine von 50 Ärztinnen und Ärzten, die für die Deutsche Rentenversicherung Mitteldeutschland arbeiten.

Anhand von vorliegenden Patientenbefunden und eventuell angeforderten Gutachten prüfen sie, ob Anträge auf Rehabilitation oder eine Rente bei Erwerbsminderung stattgegeben oder abgelehnt werden.

Um ihre Entscheidung fundiert treffen zu können, halten die Prüfärzte im Einzelfall Rücksprache mit den behandelnden Haus- oder Fachärzten, weil Befunde teilweise unvollständig ausgefüllt oder der aktuelle Stand der Therapie unklar ist.

Prüfärztin im öffentlichen Dienst
Katrin Schreiber arbeitet als Prüfärztin im öffentlichen Dienst bei der Deutschen Rentenversicherung Mitteldeutschland.

„Bei Karzinomerkrankungen ist für uns zum Beispiel entscheidend, ob die Chemotherapie schon abgeschlossen ist oder noch Bestrahlungen erfolgen“, erklärt Schreiber. „Nur so können wir einschätzen, ob ein Patient überhaupt rehafähig ist.“

Die Diagnosen selbst haben für die Prüfärzte weniger Gewicht. Katrin Schreiber und ihre Kolleginnen und Kollegen prüfen stattdessen, ob die Antragsteller noch arbeitsfähig sind oder wie sie wieder am Arbeitsleben teilhaben können.

Welche Hilfsmittel benötigen sie, um ihre Leistungseinschränkungen kompensieren zu können? Kommen sie noch alleine zur Arbeitsstelle oder brauchen sie dafür Unterstützung?

Dabei sind die Prüfärzte ausschließlich beratend tätig. Die eigentlichen Entscheidungen über die Anträge treffen die Sachbearbeiter in den einzelnen Abteilungen.

Prüfärztin im öffentlichen Dienst
Prüfärztin Katrin Schreiber kann im öffentlichen Dienst Beruf und Familie gut vereinbaren.

"Ich hätte mir diesen Job gewünscht,
als mein Sohn klein war,
um einfach mehr Zeit zu haben.“

Katrin Schreiber
Prüfärztin bei der Deutschen Rentenversicherung Mitteldeutschland

Vom Krankenhaus in den öffentlichen Dienst

Bei ihren Aufgaben benötigen die Ärzte vor allem Erfahrungen aus dem vorherigen Berufsalltag im Krankenhaus oder Praxen. Ein Arzt, der bei der Deutschen Rentenversicherung Mitteldeutschland anfangen möchte, muss deshalb mindestens vier Jahre am Patienten gearbeitet haben.

„Ich muss wissen, was es heißt, wenn ein Patient nur noch eine Muskelkraft von vier Fünfteln besitzt. Was das bedeutet, lernt man nicht im Studium, sondern nur in der Berufspraxis“, sagt Prüfärztin Schreiber.

Sie hat in Halle Medizin studiert und anschließend im Krankenhaus Martha-Maria in Halle-Dölau ihre Facharztausbildung in der Neurologie absolviert.

Ihr abgeschlossenes Studium und ihre Fachrichtung helfen ihr, trotzdem muss sie immer wieder vieles nachlesen. „Das medizinische Spektrum ist wieder völlig offen. Wenn man hier anfängt, bekommt man plötzlich Karzinom- oder internistische Erkrankungen auf den Tisch. Diagnosen, mit denen ich in meiner beruflichen Laufbahn eher weniger konfrontiert wurde.“

Rat holt sich die Prüfärztin in komplizierten Fällen nicht nur in der Fachliteratur, sondern auch bei ihren Kolleginnen und Kollegen.

Bei der Deutschen Rentenversicherung Mitteldeutschland arbeiten Ärzte aus ganz unterschiedlichen Fachrichtungen, zum Beispiel Orthopäden, Internisten, aber auch eine Gynäkologin.

So findet immer ein intensiver interdisziplinärer Austausch statt, den Katrin Schreiber sehr schätzt.

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Vorteile als Prüfärztin im öffentlichen Dienst

  • keine Schicht- oder Nachtdienste
  • flexible Arbeitszeiten
  • die Möglichkeit, in Teilzeit zu arbeiten
  • tarifliche Bezahlung
  • Weiterbildung und Weiterentwicklung

Prüfärztin mit geregelter Arbeitszeit

Während ihrer Ausbildung in Halle-Dölau war Katrin Schreiber in einer Nachtschicht für zwei Stationen, zwei Abteilungen für Schlaganfallpatienten und die Rettungsstelle zuständig.

„Vor allem diese Nachtdienste waren kräftezehrend. Ich war ständig auf den Beinen. Manchmal wusste ich bei meiner Heimfahrt am Morgen nicht mehr, war die Ampel jetzt grün oder doch schon rot?“

Als sie nach ihrem Abschluss keine Facharztstelle in der Klinik bekam, zögerte sie deshalb nicht lange und entschied sich für den öffentlichen Dienst.

Bereits das halbe Jahr Probezeit als Prüfärztin genoss sie sehr.

„Eine solch lange Einarbeitungszeit kannte ich vorher gar nicht. Im Krankenhaus wurde man immer ins kalte Wasser geworfen. Hier hatte ich plötzlich sechs Monate Zeit anzukommen, mich einzuarbeiten. Ich habe mich von Anfang an gut aufgehoben gefühlt und bin einfach hiergeblieben.“

Ehrenamt schafft Ausgleich zum Job

Einige Kolleginnen und Kollegen aus der Klinik konnten ihre Entscheidung nicht verstehen. „Viele sehen den Schreibtischjob als Endstation und man sollte auch wirklich abwägen, ob diese Arbeit etwas für einen ist. Sehr kommunikativen Menschen fällt es vielleicht schwer, den ganzen Tag vor dem Rechner zu sitzen.“

Katrin Schreiber hat sich dafür einen Ausgleich geschaffen: Für die Deutsche Gesellschaft für Multiple Sklerose versucht sie einmal im Monat den Gesprächskreis für Neuerkrankte zu führen, um auch den direkten Kontakt mit den Patienten nicht zu sehr zu vermissen.

Bereut hat sie ihre Entscheidung aber noch nie. „Ich habe hier einfach ein Stück mehr Lebensqualität. Ja, ich habe das Gefühl, ich kann hier alt werden.“

 

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